11 Jahre World of Warcraft – ein Rückblick

11 Jahre World of Warcraft – ein Rückblick

Am 9. Mai 2020 feiere ich ein Jubiläum, von dem ich nie dachte, dass ich es je erleben würde. Ob dieser „Meileinstein“ (ich setze das mal bewusst in Anführungszeichen) jetzt gut oder schlecht ist, soll jeder für sich selbst entscheiden. Fakt ist: An jenem Tag im Mai feiere ich 11 Jahre World of Warcraft. Selbstredend legte ich während dieser Zeitspanne auch immer mal wieder Pausen ein, die teilweise mehrere Monate andauerten. Nichtsdestotrotz begleitet mich dieses Spiel schon länger als so mancher Bekannter oder Freund. Zwar fühlt sich WoW nicht mehr so frisch oder aufregend an wie am ersten Tag – schließlich verlieren viele Dinge mit der Zeit ihren Reiz. Nichtsdestotrotz ist das MMO von Blizzard mit Abstand mein Lieblingsspiel. Nach all den Jahren. Und auch nach bald 132 Monaten schafft es WoW immer noch, mich stundenlang vor den Bildschirm zu fesseln.

Was für ein Noob ich war

Doch wie komme ich jetzt darauf, ausgerechnet nach dieser Zeit meinen WoW-Rückblick zu starten? Nun, zum einen, weil ich immer an diesen Tag denken muss, wenn sich das Kalenderjahr dem Mai nähert. Kein Scherz, aber mein WoW-Startdatum vergesse ich nicht. Schwerer tue ich mich da tatsächlich mit anderen Daten, etwa Geburtstagen von Verwandten, die man nicht so häufig sieht. Zum anderen bin ich vor wenigen Tagen durch Zufall auf ein Forum gestoßen, in dem ich während meiner Anfangszeit in WoW geschrieben haben. Und wie es der Zufall so wollte, waren sie noch da, die Beiträge von 2009, 2010, 2011. Natürlich ließ ich es mir nicht nehmen und blätterte sämtliche Posts von mir durch – mit einem beschämten Gesichtsausdruck auf dem Gesicht. Mit ein paar Jahren Spielerfahrung scheint es mir fast unverständlich, wie ich damals so ein „Noob“ sein konnte. Von nichts eine Ahnung und bei den meisten Fragen würde ich genervt mit den Augen rollen, wenn sie mir ein Anfänger stellen würde.

Der Cousin ist Schuld

Aber kommen wir zurück zu diesem 11. Mai 2009, der sich bis heute bei mir eingeprägt hat. Ich weiß, das klingt jetzt nerdig, verrückt, als ich wäre ich süchtig – und letzteres war ich auch in der Tat mal nach WoW – allerdings habe ich durch das Spiel so viele tolle Erfahrungen gemacht, vor allem auf menschlicher Ebene, dass ich eigentlich keinen Tag davon missen möchte. Meine Geschichte in Azeroth begann im Zimmer meines Cousins. Mit frischen 16 Jahren hatte ich bislang meistens nur Playstation, Xbox oder früher auf dem GameBoy gezockt. Und das nicht wenig. Vom PC war ich allerdings kein Freund. Ein bis zwei Jahre vorher ging es bei uns in der Schule los, dass ein paar Jungs auf meiner Klasse WoW zockten und sich fleißig darüber unterhielten. Ich konnte dem Spiel nicht wirklich was abgewinnen und hatte dieselben Vorurteile, die ich heute als WoW-Spieler zu hören bekomme. Auch ein Abstecher auf einen privaten Server überzeugte mich nicht wirklich.

Ich weiß nicht mehr, warum, aber irgendwie ließ ich mich dann doch breitschlagen, das Spiel mal auf einem offiziellen Server auszuprobieren. Also sattelte ich meinen Roller, fuhr zu meinem Cousin und schaute ihm zu, wie er mit seinem Char durch Dalaran stapfte. Kurz darauf ging es los. Wir erstellten meinen Account, er warb mich als Freund, was uns beiden einen EP-Boost bescherte. Und kurz darauf stapfte ich mit meinem Tauren-Druiden durch Mulgore und hatte keinen richtigen Plan, was ich machen sollte. Ich weiß auch gar nicht mehr, ob mir diese ersten Minuten Spaß gemacht haben. Scheinbar war es aber nicht so verkehrt, sonst würde ich 11 Jahre sowie zahlreiche Stunden (eher Tage, Monate) und Euros später nicht immer noch in WoW einloggen. Und da sag noch mal einer, die Familie will nur dein Bestes!

Aller Anfang ist schwer

Ich erinnere mich daran, wie mein Cousin und meine anderen Freunde Twinks starteten, damit wir gemeinsam leveln konnte. Am Ende waren wir glaube ich sogar sechs bis sieben Leute, die gemeinsam durch Azeroth zogen. Das war cool, hat Spaß gemacht – und die ersten Level gingen aber auch echt schnell. Wie es dann halt so ist, hatte irgendwann kaum noch jemand Lust, seinen Lowlevel-Twink zu spielen. Hätte ich im Nachhinein wohl auch nicht gehabt. Und ehe man es sich versah, war ich alleine am Leveln. Und Gott, was habe ich es gehasst – vor allem das Questen. Ich hatte keinen Peil, was ich am besten tun musste, und alles dauerte mir zu lange. Regelmäßige Pausen über mehrere Tage und Wochen waren Standard und ich war kurz davor, WoW wieder aufzugeben. Meine Freunde spielten zwar fast täglich und gaben mir Tipps, das lästige Leveln konnte mir aber keiner abnehmen. Ich glaube, den ersten Char auf das maximale Level zu bringen, war das schlimmste Erlebnis, das ich in diesem Spiel hatte. Abgesehen von dem Moment, als man endlich den (bis zum nächsten Addon) letzten EP-Balken gefüllt hatte.

All das sorgte dafür, dass ich für die 80 Level in Wrath of the Lich King 6 bis 7 Monate brauchte. Schnell ist was anderes. Und Ahnung hatte ich anschließend trotzdem nicht. Dank meinem Cousin kam ich schnell in eine Gilde, wo ich Raidluft schnuppern durfte. Was war ich damals aufgeregt, den (für mich zumindest) schwersten Content des Spiels in einer Gruppe erfahrener Spieler erledigen zu dürfen. Heute schmunzele ich da auch nur drüber. Das Niveau, auf dem meine Gilde damals spielte, war im Nachhinein betrachtet – entschuldigt den Ausdruck – grottenschlecht. Tode an den einfachsten Bossen, vom heroischen Content brauchte ich nicht mal Träumen und Fortschritt gab es auch nicht wirklich. Heute würde ich mir eine solche Truppe nicht mal für 100€ die Woche antun. Aber ich hatte Spaß, und das war, worauf es ankam.

Neues Addon, neue Aufgaben

Im Laufe von WotLK legte ich auch den Lich King und fühlte mich wie ein König. Ich beschäftigte mich zwar immer mehr mit dem Spiel, nichtsdestotrotz legte ich auch zur Content-Flaute nach Erscheinen der Eiskronenzitadelle eine laaaaange Pause ein. Kurz vor Cataclysm kam ich dann wieder und war voll motiviert, in mein erstes Addon von Anfang an zu gehen. Mein Interface war zwar noch immer eine Katastrophe, von Keybinds hatte ich auch nichts gehört und ich klickte munter alle Fähigkeiten und stolperte so vor mich hin, doch in meiner Einschätzung war ich gut. Sehr gut.

Das verleitete mich dazu, mit Cataclysm einen Tank-Pala zu leveln und meinen Druiden einzumotten. Sorry, Meerbär! Da mich meine damalige Gilde als Tank in den Raids aber nicht brauchte, war ich frustriert. Und gründete 2010 einfach meine eigene Raidgilde. Mein Cousin und ich investierten viel Zeit in dieses dann gemeinsame Projekt und innerhalb recht kurzer Zeit hatten wir zehn Mann zusammen, mit denen wir in den Raid zogen. Den ersten Content konnten wir sogar auf normal clearen – Gott, was waren das für Gefühle. Nefarian und Al´Akir waren für uns gar nicht einfach. Die vier oder fünf Bosse auf heroisch waren eine nette Dreingabe.

Mit dem Feuerlande-Patch kam noch mehr Motivation, wir wurden zweitbeste Gilde des Servers. Das heißt aber nichts, da unser Server 1. Damals schon sehr leer und 2. sehr schlecht war. Aber hey, wir waren ganz okay, dachte ich. Feuerlande auf normal down, 6/7 auf HC – das fühlte sich gut an. Ganz ehrlich, im Nachhinein bin ich überrascht, dass die Leute einen Raidleader wie mich akzeptierten. Ich war damals 17-18, klickte immer noch, failte bei vielen Mechaniken (die Wirbel bei Al´Akir, daaaaamn) – aber dennoch waren wir eine coole Gruppe. Und ganz ehrlich, mit 17 bis 18 eine Gruppe von 10 Leuten anzuführen, fühlte sich gut an. Zumindest die Erfahrung, eine Gruppe von Leuten über ein Jahr zu organisieren, mit ihnen täglich zu reden, das hat mir auch persönlich viel geholfen.

Verflucht sei Hörni

Wie gesagt, unser Server war leer, eine andere Gilde konnte nicht mehr raiden und wir nahmen so 10-15 Leute bei uns auf. Glaube ich. Der Versuch eines 25er-Raids scheiterte katastrophal und ich wollte lieber zwei 10er-Gruppen. Wie es dann so geschieht, bildeten sich schnell zwei Gruppen. Die „Neuen“ und die Raider, die ich kannte. Vielleicht war es auch nicht die beste Entscheidung, bei der Aufstellung der Gruppen nicht etwas durchzumischen. Das Ende vom Lied war, dass mich ein… netter Kumpane namens Sönke alias Dirtyhörni (welcher Name ist eigentlich schlimmer?) gegen den Großteil der Gilde ausspielte. Klar, da waren auch Verfehlungen von mir dabei, aber das Ergebnis war eben, dass die Gilde sich splittete. Danke, Sönke. Du Penner. Und passend zum neuen Raid konnten wir keinen Kader mehr stellen – die nächste Pause. Auch ein Serverwechsel half nicht und am Ende fuhr ich die Trümmer der Gilde komplett gegen die Wand. Darüber hülle ich mal den Mantel des Schweigens. Im Rückblick war die Zeit mit „meiner“ Gilde einer der schönsten überhaupt, mit 5-6 Leuten aus der Gilde habe ich privat noch Kontakt. Tolle Leute, die ich auch im echten Leben kenne, die mir sonst entgangen wären. Bis auf das unschöne Ende der Gilde also eine absolut tolle Erfahrung.

Wie geht es weiter?

Mists of Pandaria kam, ich hatte keine Gilde, und schlug mich erstmal alleine durch. Durch einen Random-Raid kam ich in Kontakt mit einer netten Gruppe von Leuten, in der ich spielte. Alleine. Von meinem Cousin oder den Freunden, die damals gespielt hatten, war nichts mehr übrig. Aber das war okay, dank dem Spiel lernte ich ingame genug Leute kennen, mit denen ich Spaß hatte. Zu dieser Zeit machte ich auch den ersten richtig großen Schub in Sachen spielerische Fähigkeiten. Ich lernte, mit Keybinds zu spielen. Waren anfänglich nur die wichtigsten 10 Fähigkeiten auf einem Platz auf der Tastatur zugewiesen, spiele ich heute mit bis zu über 50 Binds, die ich im Schlaf beherrsche. Übung macht den Meister, oder so. Da ich mich verbessern wollte, suchte ich mir auch eine bessere Gilde – und legte direkt den ersten Raid mit ihnen komplett auf HC. Das war ein tolles Gefühl! Im Abschlussraid Siege of Orgrimmar zog ich noch weiter durch und landete bei einer Gilde, die heute im Bereich der Top 100-200 weltweit spielt. Dann verließ mit bei 12/14 im mythischen Modus die Motivation, ich kam nicht mehr zu den Raids und wurde gekickt.

Die nächsten coolen Leute

Zu Warlords of Draenor bemühte ich mich, meine Klasse weiter zu perfektionieren und besser zu spielen. Bereits in Cata schwenkte ich nach wenigen Monaten wieder auf meinen Druiden, der auch heute noch mein Main ist. Nach einem Bewerbungsgespräch landete ich in einer Gilde, die früher im Top 50-Bereich weltweit spielte und es nun ruhiger angehen lassen wollte. Spielerisch hatte ich noch nie so gute Leute kennengelernt und auch menschlich war das (die eigens gegründete Gilde mal außen vor gelassen) die beste Gruppe von Leuten, die ich in WoW kennenlernen durfte. Auch hier gilt, dass ich heute noch immer mit einigen Leuten privat im Kontakt stehe. Da soll nochmal einer sagen, Freundschaften übers Internet sind nix wert. Auch daraus kann etwas entstehen, liebe Leute.

Diese Passagen brauche ich nicht künstlich in die Länge ziehen, wir waren mythisch gut unterwegs, vor dem finalen Patch löste sich die Gilde auf und ich war gildenlos. Mal wieder. Und legte eine Pause ein. Mal wieder. Zum Start von Legion aber dann die frohe Meldung: die Gilde startet in neuer Besetzung einen Anlauf! Da war ich dann diesmal als Heal-Schamane dabei. Der Mythic-Progress zog an und irgendwann war ich nicht mehr bereit, so viel Zeit zu investieren. Also zurück zu einer Gilde mit zwei Raids pro Woche. Auch dort erlebte ich eine angenehme Zeit, bis mich Ende des Addons mal wieder die Motivation verließ. Ich switchte vom Schamanen auf den Magier auf den Priester, um dann doch wieder bei meiner Eule zu landen. Die Klasse kann und konnte ich einfach am besten – und zu Battle for Azeroth wollte ich das wieder beweisen.

Battle for Azeroth, der Zeitfresser

Von all den in den vorherigen Absätzen genannten Addons habe ich in Legion wahrscheinlich die meisten Stunden verbracht. Dann kam Cata, dann MoP und dann WoD. Zu BfA wollte ich es eigentlich gemütlich angehen lassen. Bisschen Mythic+, bisschen random raiden, reicht. FALSCH. Reicht nicht. Mit der Zeit gewöhnt man sich an ein gewisses Level. Mittlerweile würde ich behaupten, meine Klasse und das Spiel überdurchschnittlich gut zu beherrschen. Und einfach so ein bisschen vor sich hinspielen, ohne Zugriff auf das beste Gear zu haben, ohne das Maximum aus seinem Chars herausholen zu können – das gefällt mir nicht. Also habe ich mir wieder eine Gilde gesucht, bei der ich auch schon bald acht Monate aktiv bin – yay. Dabei geht es mir mittlerweile gar nicht mehr so um das Spielen miteinander – die meiste Zeit investiere ich alleine. Ich war noch nie ein Freund davon, 10 Stunden im TeamSpeak zu hängen, um mit anderen zu reden. Dann bevorzuge ich es, nebenbei Musik, YouTube oder einen Stream anzusehen. Das beschäftigt mich mehr. Aber Battle for Azeroth eignet sich geradezu vorzüglich, um auch ohne diese Bekanntschaften voranzukommen.

Mythic+? Droppt jetzt Gear auf Mythic-Raid-Niveau, ist mit Randoms machbar. Azerit? Farmt man solo oder über Inseln, random machbar. Die neuen Visionen mit Patch 8.3? Mache ich solo, da ich damit besser fahre als mit Random-Gruppen und spielen kann wann ich will. Ich muss zugeben, diese Elemente gehen weit weg von den ursprünglichen Wurzeln eines MMOs. Und doch, ich mag es. Mir aussuchen zu können, dass ich WoW mal einfach nur vor mich hinspiele (klar, immer noch online mit anderen, und doch irgendwie alleine) gefällt mir zum aktuellen Zeitpunkt sehr. Und auch die Inhalte des Spiels sprechen mich wieder vermehrt an, sodass ich mit Battle for Azeroth wohl auf dem besten Wege bin, einen Spielzeit-Rekord für ein Addon aufzustellen. Solange ich diesmal nicht wieder vor Ende die Lust verliere, was durchaus möglich ist.

Long Story short: Die Mischung macht´s

Das war jetzt ziemlich viel Text – der auch eigentlich nicht so lang werden sollte. Aber so ist das, wenn man einmal dran ist. Was ich, kurz zusammengefasst, damit sagen möchte: World of Warcraft ist für mich kein Spiel wie alles andere. Das mag sich wieder unfassbar nerdig anhören, aber diese Mischung aus einer interessanten Welt, der Möglichkeit, Erfolge im Spiel zu feiern, soziale Komponenten und die stetige Möglichkeit, besser zu werden – das hält mich über all die Jahre bei der Stange. Sicherlich habe ich es gerade auch in der Zeit als Schüler mal übertrieben und gerade in den Ferien heftige Schichten eingelegt. War das gut? Nicht zwingend. Bereue ich es? Nicht zwingend. Am Ende geht es darum, dass man seine Zeit mit etwas verbringt, das einem Spaß macht. Dabei sollte man natürlich darauf achten, dass ein Spiel nicht zum Mittelpunkt des Lebens wird. Aber mein Gott, während der durchschnittliche Deutsche gefühlt 5-6 Stunden pro Tag vor dem Fernseher verbringt, ist es denn da so verwerflich, Zeit in einem Spiel zu investieren? Mit anderen, echten Personen? In meinen Augen nicht. Ich wünsche mir sehr, dass World of Warcraft noch lange Bestand hat. Denn auch, wenn man langsam auf die 30 zugeht: Mir würde das Spiel mit allem drum und dran fehlen, wenn Blizzard irgendwann die Server abschaltet. Selbst dann, wenn ich gerade Pause machen würde.

„Open World“: Langsam wird es zu viel

„Open World“: Langsam wird es zu viel

Erinnert ihr euch noch an die Zeiten, als Open-World-Spiele neu und besonders waren? Als man es gar nicht mehr erwarten konnte, noch größere Welten mit noch mehr Geheimnissen zu erforschen? Nein? Ich auch nicht. Denn langsam hängt mir das Kapitel „Open World“ zum Hals raus. 

Arbeit statt Spaß

Der Grund dafür ist simpel. Entwickler neigen dazu, ihre Spiele immer größer zu machen. Gerade bei Spiele-Serien wird das deutlich. Und oft werben dann die Entwickler damit, dass Spiel XY nun eine um 400% größere Map als sein Vorgänger hat.

Das Problem dabei: Auf dem Papier klingt da ja alles ganz cool, in der Praxis sind diese riesigen Welten allerdings vollkommen unnütz. Was nützt mir nämlich eine riesige Kulisse, wenn diese absolut leer und ohne Leben ist? Viel Raum in einem Spiel muss auch sinnvoll gefüllt werden. Heißt konkret: Wenn ich 4000m² zu erforschen habe, sollte ich auch im letzten Winkel dieser 4000m² noch etwas zu entdecken bekommen. Sei es ein cooler Questgeber, ein spezielles Event oder irgendein seltenes Item.

Und hier kommen wir zum Kern der Sache: Fast kein Entwickler schafft es, eine riesige Open World auch nur annähernd durchweg mit Leben zu füllen. Und in dem Fall ist der Sinn und Zweck einer Open World auch hinfällig. 

Als Beispiel hierfür möchte ich Assassins Creed: Odyssey nennen. Ein cooles Spiel, welches mich die ersten 15 Stunden gut unterhalten hat. Allerdings: Es gibt gefühlt 10.000 Sammelitems, die Welt ist so verdammt groß, aber nicht überall gibt es etwas Sinnvolles zu tun. Stattdessen verbringt man als Spieler abnormal viel Zeit damit, riesige Distanzen per Pferd oder Schiff zu überbrücken. Quasi ein Ladebildschirm – nur ohne Ladebildschirm, wenn ihr wisst, was ich meine.

Das Spiel artet daher mehr in Arbeit aus. Man fühlt sich erschlagen von zahlreichen Symbolen auf der Karte. Man wird als Spieler genötigt, unfassbar lange Distanzen für Missionen zu reiten, auf denen nichts passiert. Die Umgebung während dieses Ritts mag zwar mit vereinzelt Tieren gefüllt sein – doch das bringt mir auch keinen Mehrwert. Es wird die Illusion einer lebendigen Welt geschaffen, in der es allerdings nichts zu tun gibt. Außer, man steht darauf, 10.000 Sammelobjekte zu farmen oder langweilige Nebenmissionen aus der Spieldesign-Hölle zu absolvieren.

In Zukunft bitte etwas weniger

Selbstverständlich trifft das nicht für alle Spieler zu, das ist nur meine subjektive Einschätzung. Und ich muss auch zugeben, dass es Entwickler gibt, die noch eine gute Open World schaffen, die mich von Anfang bis Ende fesselt. Und da steht für mich Rockstar noch immer an der Spitze. Allerdings mit seinen GTA-Titeln, die mich besser unterhalten als RDR.

Was ich mir für die Zukunft also wünschen würde: Setzt das Element Open World bedachter ein. Wenn ich eine riesige Welt habe, in der ich 5 Minuten zu einer Mission reite, dort aber nichts erlebe – warum kann der Weg dann nicht nur 30 Sekunden lang sein? 

Liebe Entwickler: Erstellt eine Welt nur so groß, wie ihr sie auch mit Leben füllt. Damit bleibt für euch mehr Zeit für eine bessere Story, für bessere Quests, für bessere Charaktere. Und für uns Spieler spart es auch Zeit. Manchmal sind nämlich gut inszenierte Spiele mit eher schlauchartigen Levels, die nach 15 Stunden zu Ende sind, besser als solche mit einer halbgaren Open World und langweiliger Story.